Unter einem vesikoureteralen Reflux (VUR) versteht man ein Zurückfließen des Urins von der Blase in die Nieren.
Die Begriffe vesikorenaler Reflux (VRR) und vesiko-uretero-renaler Reflux werden häufig als Synonyme benutzt.
Der vesikoureterale Reflux ist eine häufige Diagnose bei Kindern. Etwa 1%, überwiegend Mädchen, sind von einem klinisch relevanten VUR betroffen. Häufig wird er im Rahmen der Abklärung eines Harnweginfektes oder im Rahmen der Abklärung mitunter schon vor der Geburt festgestellter Fehlbildungen des Urogenitaltraktes festgestellt.
Die Verifizierung des vesikoureteralen Reflux wird konventionell mittels radiologischer, sonographischer oder nuklearmedizinischer Bildgebungsverfahren oder durch Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt. Die
Leitlinien der „European Association of Urology“ (EAU) und „European Society for Paediatric Urology“ (ESPU) empfehlen, dass nach der ersten fieberhaften Harnweginfektion (HWI) bei Säuglingen und Kleinkindern die Überprüfung auf einen VUR durchgeführt wird. Risikofaktoren bei Patienten mit einem vesicoureteralen Reflux sind rezidivierende HWI und Parenchymnarben: daher sollten diese eine risiko- und patientenadaptierte Therapie erhalten. Das Risiko für eine Schädigung der Nieren ist bei Säuglingen mit einem dilatierenden Reflux höher als bei ausbleibender Nierenbeckendilatation. Ein weiterer, in der Vergangenheit jedoch häufig vernachlässigter Risikofaktor sind Blasenfunktionsstörungen bzw. Entleerungsstörungen von Blase und Darm kombiniert mit einem Reflux. Daher sollte vor jeder Intervention das Vorhandensein einer solchen Funktionsstörung abgeklärt und bestenfalls behandelt werden. 1
Bei der Therapieentscheidung berücksichtigen aktuelle Behandlungsstrategien folgende Kriterien:
Alternativ zur rein abwartenden Haltung (Obseravtion, Wait and Watch) oder zur antibakteriellen Prophylaxe kann bei Patienten mit einem niedriggradigem vesikoureteralen Reflux eine endoskopische Therapie herangezogen werden. Kommt bei einem Patienten mit einem dilatierenden VUR eine Antibiotika-Prophylaxe nicht infrage, kann eine endoskopische Therapie angeboten werden. 1
Verhindern von pyelonephritischen Nierenschädigungen mit dem wirksamsten und gleichzeitig am wenigsten belastenden Konzept.
1 Stein, Ziesel, Rubenwolf und Beetz (2013) Der Urologe, January 2013, Volume 52, Issue 1, pp 39-47